Zwerchfelltraining mit fränkischen Gästen in Bartholomä PDF Drucken E-Mail

19. Januar 2010 | Rems-Zeitung

BARTHOLOMÄ – Zwei Stunden lang wurden die Besucher am Samstagabend im randvoll besetzten Amalienhof-Theater „Braighausen“ in Bartholomä bestens unterhalten. Wobei manchem beim Auftritt der „Sandhosn“ aus dem fränkischen Pleinfeld mit „Schweig, Bub“ durchaus auch Erinnerungen an eigene Erlebnisse gekommen sein könnten.

Seit längerer Zeit besteht die Verbindung zwischen Bartholomä und Pleinfeld: Als nämlich Rainer Braun nach vier Jahren im Amt des Gmünder DRK-Kreisgeschäftsführers in seine fränkische Heimat zurückkehrte, übernahm Bruno Bieser aus Bartholomä beim Gmünder DRK den Job von Rainer Braun. Und es sprach sich herum, dass Braun ein begnadeter Amateurschauspieler ist – mit einer ihm um nichts nachstehenden Truppe. Inzwischen gaben die „Sandhosn“ zum vierten Mal ein Gastspiel in Bartholomä, und in den Jahren dazwischen fuhren die Gmünder DRK-ler zu den Aufführungen nach Pleinfeld.
Komödien sind das Fach der Pleinfelder, nicht selten von Rainer Braun aus dem Englischen ins Fränkische übertragen und mit lokalen Anklängen gewürzt. In diesem Jahr wählte man ein Stück, das am Nürnberger Staatstheater seit 30 Jahren ein Dauerbrenner ist. Beschrieben wird eine Konfirmationsfeier, die 1977 im heimischen Wohnzimmer einer „bildungsfernen“ Familie stattfindet. Politische Korrektheit sei dabei nicht zu erwarten, wurden die Gäste schon vor der Aufführung gewarnt.
In fünf eskalierenden Akten bietet sich ein kalorien- und promilleträchtiges Spektakel, bei dem sich Paare streiten und wieder versöhnen, Männer saufen und Karten spielen, Frauen (fr)essen und tratschen und bei dem jeder im Mittelpunkt des Geschehens steht – außer dem armen Konfirmanden. Der sitzt zwar in der Mitte des großen Tisches, wird aber jedes Mal, wenn er sich am Gespräch zu beteiligen versucht, sofort zum Schweigen gebracht und mit weiteren Nahrungsmitteln vollgestopft.
Matthias Böhm, der diese Rolle spielt, hat bei den sechs Vorstellungen in Pleinfeld und der einen in Bartholomä unter Garantie fünf Kilo zugenommen. Versetzt man sich 33 Jahre zurück, könnte die im Wohnzimmer versammelte Truppe durchaus real sein: Der unter der Fuchtel seiner eingebildeten Gattin (Carola Reichart) in Abendkursen zum gehobenen Beamten gewordene Pantoffelheld (Ralph Schernbacher); der im Verlaufe von fünf Litern Bier und vielen Schnäpsen von Krieg und Gefangenschaft schwadronierende, kettenrauchende Onkel (Rainer Braun) mit seiner verfressenen und lästermäuligen Gattin (Andrea Olbrich); das in ihrer Er- und Beziehung völlig überforderte Elternpaar (Anja Rixner, Matthias Rohrmann) und die aufgetakelte Cousine (Eva Lukas).
Alle Schauspieler geben ihre Rollen brillant, setzen die Machtspielchen ihrer Figuren gekonnt um, die sich so lange gepflegt abfüllen, bis der Alkohol die Dämme jeglicher Erziehung endgültig brechen lässt. Wenn das DRK Bartholomä im nächsten Jahr wieder nach Pleinfeld fährt – oder die „Sandhosn“ auf den Albuch kommen – werden sich sicher wieder viele Begeisterte auf das neue Stück der fränkischen Amateurtheatertruppe freuen. 

MANFRED LADUCH