Trottelige Bankräuber PDF Drucken E-Mail
31. Dezember 2010 | Weißenburger Tagblatt

PLEINFELD – Das Ganovenpärchen Bonnie und Clyde hinterließ in den 1930er Jahren bei seinen Beutezügen in amerikanischen Banken einst blutige Spuren. Wenn allerdings die fränkischen Ausgaben der beiden heutzutage Überfälle begehen, hinterlassen sie Lachmuskelkater. Den Beweis dafür liefern die „Sandhosn“ mit ihrem neuen Stück, das nun in der Pleinfelder Grundschulturnhalle umjubelte Premiere feierte.
Das dies so kam, war allerdings zu Beginn des Abends alles andere als selbstverständlich. Denn just als die Ansagerin Andrea Olbrich das Gaunerduo Manni (Rainer Braun) und Uschi (Anja Rixner) als „nicht brandgefährlich, aber hirnverbrannt“ vorstellte, gewann dieses Wortspiel eine unerwartete aktuelle Note: Im Wohnhaus gegenüber brannte es tatsächlich. Die Feuerwehrkameraden und Sanitäter aus den Reihen des rund 250-köpfigen Publikums und der Schauspielgruppe selbst (darunter auch einer der beiden Techniker) eilten pflichtbewusst unverzüglich zum Ort des Geschehens, wo ihre Kollegen aber schnell alles im Griff hatten.

Diesbezüglich konnte also Entwarnung gegeben werden – nicht aber, was die Zwerchfelle der Zuschauer in der Halle anbelangte. Die kamen erst einmal in den Genuss eines kurzen Videos als Einstieg in den Fünfakter. Sie sahen den Banküberfall des Paares, der Manni und Uschi eigentlich zu Reichtum und Luxusheirat in Las Vegas hätte verhelfen sollen. Als Drehort hatte die Pleinfelder Sparkasse gedient. Dort steht natürlich Service ganz oben auf der Prioritätenliste und so bekommt der Gangstergatte nicht nur das Geld, sondern obendrein auch noch ein Knaxheft dazu.

Merkwürdige Beute

Doch noch während Manni breit durch die Strumpfhosenmaske grinst, begeht Uschi einen folgenschweren Fehler. Die beiden kommen ohnehin nicht weit und landen in einem Schuhlager. Hier endet der Film und beginnt das Theater. Im wahrsten Sinn des Wortes. Denn Manni veranstaltet ein solches, als seine Gattin die „Beute“ auf den Tisch legt: Kaffee, Ravioli und Klopapier.

Rainer Braun macht sich außerordentlich gut als urkomischer Choleriker – und Anja Rixner gibt das doofe Blondchen, dass sich das Publikum nur so kringelt vor Lachen. Doch während man im Saal kichert, fehlt dem fränkischen Gangsterduo noch immer das Geld. Ein neuer Plan für einen neuen Überfall muss her. Und der wird akribisch geprobt, was für Slapstick-Klamauk am laufenden Band sorgt.

Als armer Kassier muss dabei Peter Gallenmüller herhalten, im echten Leben Betreiber einer Apotheke und CSU-Fraktionschef im Kreistag. Er kann sich das Lachen kaum verbeißen, als er vom Ganovenpärchen zu hören bekommt: „Gudn Morng, des iss a Überfall!“

Um es kurz zu machen: Auch das zweite Gangsterstück von Manni und Uschi scheitert. Am Ende aber spielt ihnen ein irrwitziger Zufall in die Hände und es kommt zum Showdown im Schuhlager. Mit einer atemberaubenden „Karton-Rochade“ – doch nur in einem der Verpackungen sind die begehrten Geldscheinbündel . . .

Neue Wege

Erstmals standen die „Sandhosn“ bei „Zwei wie Bonnie und Clyde“ nicht als Gruppe auf der Bühne, sondern nur zwei ihrer Akteure. Eine Herausforderung für Rainer Braun und Anja Rixner – und ein Grund für wilde Spekulationen, denen Moderatorin Andrea Olbrich schon am Anfang der Aufführung entgegentrat. Die „Sandhosn“ seien nicht zerstritten und die beiden Auftretenden „nicht die einzigen, die sich noch vertragen“. Beide hätten auch kein Verhältnis miteinander, sondern seien „entweder glücklich oder zumindest schon extrem lange verheiratet“ – beide beabsichtigten nicht, an diesen beiden Zuständen etwas zu ändern. Man habe eben einfach neue Wege beschreiten wollen.

Dabei konnte man sich aber auf angestammte Fähigkeiten der „Sandhosn“ verlassen. Nämlich darauf, dass es Braun wieder einmal gelang, ein Stück auf fränkisch umzuschreiben. Und darauf, dass die Ensemblemitglieder sich bei ihrer Requisitensuche als sehr rührig erwiesen. So einige Schuhgeschäfte mussten etwa besucht werden, um die nötige Zahl an Kartons zu erhalten. Sogar Beate Uhse wurde bei der Utensiliensuche bemüht.

Wer nun neugierig geworden ist, dem sei gesagt: Es gibt bei der Tourist-Info Pleinfeld noch Karten für die weiteren Vorstellungen des Stückes. Wer Glück hat, kann vielleicht auch noch an der Abendkasse erfolgreich sein. Weitere Aufführungen finden von Mittwoch bis Freitag, 5. bis 7. Januar, statt. Beginn jeweils um 19.30 Uhr in der Pleinfelder Grundschulturnhalle. Mehr Infos unter www.sandhosn.net.